Esst Hülsenfrüchte! Wie viele Hülsenfrüchte können wir in der Schweiz anbauen?

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Die Schweiz hat ein grosses Potential für den Anbau pflanzlicher Eiweisse, die direkt der menschlichen Ernährung dienen. 525 g Hülsenfrüchte oder 1988 kcal pro Woche und Person sollten nach der Planetary Health Diet verzehrt werden. Das könnte auf den Flächen, die wir für tierische Futtermittel reserviert haben, erreicht werden1.

Damit wäre das Ziel der Planetary Health Diet, nämlich an 5 Tagen pro Woche Eiweisse aus pflanzlicher Quelle aufzunehmen, umgesetzt.

Vielversprechend in der Schweiz wäre z.B. der Anbau von Eiweisserbsen, Soja, Linsen, Ackerbohnen, Kichererbsen oder Lupinen (BLW 2022).

Soja oder Gelberbsen  sind gefragt für Fleischersatzprodukte. Auf den Schweizer Bauernhöfen fehlt aber der Anreiz, diese anzubauen, weil für den Anbau dieser Nischenkulturen die Erfahrung fehlt, sie billiger im Ausland beschafft werden können und die Verarbeitungsindustrie in der Schweiz fehlt (SBV 2021).

Das Besondere beim Anbau von Hülsenfrüchten?

Alle Hülsenfrüchtler binden Stickstoff aus der Luft in den Boden durch Bakterien, die die Wurzeln besiedeln. Sie verbessern die Bodeneigenschaften und machen den Boden fruchtbarer.

Eine Herausforderung ist es, eine Fruchtfolge mit bis zu 8 Jahre Pause zwischen dem Anbau bestimmter Leguminosenarten einzuhalten. Warum? Die Leguminosenmüdigkeit des Bodens wird durch verschiedene schädliche Bodenorganismen hervorgerufen und beeinträchtigt die Wurzeln verschiedener Hülsenfrüchte zum Beispiel Erbsen bis zu einem Totalausfall der Ernte.

Du kannst Projekte kennenlernen oder besuchen, die ertragreichere oder widerstandsfähigere Hülsenfrüchte anbauen oder erforschen:

Erbsen

Erbsen, zum Beispiel die gelbe Erbse, weisen eine hohe Konzentration von fast allen essentiellen Aminosäuren auf, weshalb sie als Proteinisolate für Fleichersatzprodukte verwendet werden. Verglichen mit Soja haben sie kein allergenes Potenzial. Sie sind besonders interessant für die menschliche Ernährung, sowohl in der Küche als auch als Grundlage in der Lebensmittelindustrie.

Wegen dieser steigende Bedeutung, ging es in einer Zusammenarbeit der ETH Zürich und des FIBL um resistente und ertragssichere Erbsen. Es wurde daran geforscht, ob Erbsen, die resistent sind gegen die Leguminosenmüdigkeit des Bodens, mit kürzerer Fruchtfolge angebaut werden könnten. Es fanden sich resistente Erbsenpflanzen, deren Wurzen stark von hilfreichen Bodenorganismen besiedelt waren. Helfen diese dabei, dass die schädlichen Organismen abgewehrt werden?

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Der Getreidezüchter Peter Kunz züchtet die Erbse unter ökologischen Bedingungen weiter. Schaue dir doch das spannende Video an!

Andere Hülsenfrüchte

Du willst selbst dazu beitragen, dass mehr Wissen für einen nachhaltigen Anbau von Hülsenfrüchten in der Schweiz entsteht? Die Vielfalt von Kichererbse, Ackerbohne, Linse und Lupine muss erhalten, aber auch an lokale Bedingungen angepasst werden. Das Citizen Science Experiment Increase ruft alle interessierten Bürger:innen dazu auf, Saatgut von ausgewählten Hülsenfrüchten im Garten oder auf dem Balkon zu erhalten, zu vermehren und weiterzugeben.

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1 2021 umfasste die Ackerbau-Fläche in der Schweiz 396’720 Hektar. Bei durchschnittlichen Ertragswerten für Eiweisserbsen, Soja, Linsen, Ackerbohnen, Kichererbsen, Lupinen oder Hanfnüsse müsste der gesamte menschliche Eiweissbedarf der Schweiz auf etwa 134’000 ha (also 1/3 der Gesamt Ackerbau-Fläche) anbaut werden. Diese Annäherung berücksichtigt keine Ertragsschwankungen und favorisiert nicht ertragsstärkere über ertragsschwächere Eiweisslieferanten.

Experten gehen momentan aber nur davon aus, dass die Inlandproduktion der Körnerleguminosen nur auf bis zu 10 % der Ackerfläche ausgeweitet werden kann (Agroscope 2019).

Eine kürzlich an der ETHZ durchgeführte Studie (noch nicht begutachtet) schätzte mit Hilfe von geografischen Informationssystemen, dass in der Schweiz eine Fläche von etwa 100’000 ha für den Leguminosenanbau geeignet ist. Ein grosser Teil der Fläche für den Anbau von Futterpflanzen und Futtermais könnte für den Anbau von Leguminosen genutzt werden, während die Wiesen für die Kühe erhalten bleiben. Diese Studie kommt zum Schluss, dass etwa 35% der tierischen Proteineso durch Proteine aus Hülsenfrüchten ersetzt werden könnten.

Referenzen

Agroscope (2019). Körnerleguminosen als alternative Proteinquellen zu importierten Eiweissträgern. Agrarforschung Schweiz 10 (5): 180–189.

BLW (2022). Alternativen im Schweizer Pflanzenbau. Potenziale ausgewählter Ackerkulturen zur Lebensmittelmittelproduktion: PDF.

Schweizer Bauernverband (2021). Potential ausgewählter Ackerkulturen in der Schweiz. Bericht zur aktuellen Lage im Ackerbau und den möglichen Entwicklungen: PDF.

Schweizerische Gesellschaft für Ernährung, SGE (2019). Merkblatt FOODprints® – Tipps zum nachhaltigen Essen und Trinken: PDF.


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