Rückblick: Netzwerkanlass – gemeinsam weiterdenken

Was bewegt die Quartiere im Jahr 2025? Diese Frage stand im Zentrum unseres Netzwerkanlasses am 20. März im GZ Wollishofen. Mit GZ-Betriebsleitenden und Akteur:innen haben wir gesammelt, diskutiert und priorisiert.

Die Präsentation von Dialog im Quartier und UGZ steht hier zum Download zur Verfügung.

Unser Abschlussbericht 2024 kann hier heruntergeladen werden.

Die erste Erkenntnis: Food Waste oder Ernährungsgewohnheiten? Beides! Beide Themen sind gleich beliebt und bieten vielfältige Anknüpfungspunkte für Aktionen vor Ort.

Bei den Mitmachformaten gab es zwei deutliche Favoriten : nachhaltige Tavolatas, bei denen gemeinsames Essen im Zentrum steht, und Fermentations-Workshops, die Lust machen auf altes Wissen und neue Geschmackserlebnisse.

Bestehende Veranstaltungen im Quartier bieten gute Möglichkeiten, Ernährungsthemen zu integrieren – 2025 z.B. Quartierfeste im Juni und Ende August, das Kreis 9 Fest, Spielfeste im September, der Neuzuzügeranlass oder das Landenbergerfest in Wipkingen.

Vertiefung in Workshops: Herausforderungen treffen auf Lösungen

In zwei vertiefenden Workshops wurde anschliessend an konkreten Herausforderungen und möglichen Lösungen gearbeitet. Der erste Workshop widmete sich der nachhaltigen Beschaffung in GZs.

HerausforderungMögliche LösungAnsprechpartner
Hohe PreiseSchulungen zur ökonomischen UmstellungGastro Futura
Ablehnung gegenüber „Nachhaltigkeit“Motivation durch einfache Einstiege, z. B. ein erstes MenüKlimatopf in jedem GZ

Gastro Futura
Komplexe LieferlogistikAustausch von Erfahrungen und praxistauglichen LösungenGood Market

Foodkooperative im GZ (mit Unterstützung vom POT Netzwerk!)
Intransparente LabelsAufbereitung von Infos & OrientierungshilfenWWF Labelratgeber
Clever einkaufen
Bioaktuell
Unterschiedliche Vorstellungen im TeamInterne Schulungen & Dialogformate zur SensibilisierungNetzwerkanlässe für GZs

Erste Schritte: Start mit einem einfachen, nachhaltigen Menü – idealerweise ergänzt durch ein kleines Kochbuch oder Handout mit praxiserprobten Rezepten.

Der zweite Workshop fokussierte auf das Thema nachhaltiges Konsumverhalten im Alltag.

HerausforderungMögliche Lösung
Bequemlichkeit im AlltagEntlastung durch kleine Hilfsmittel
Informationsflut & UnsicherheitKurze, klare Botschaften – spielerisch verpackt (Gamification)
Knappes Budget & RezeptlosigkeitPreiswerte Menüideen & Grundnahrungsmittel bio kaufen statt Fertigprodukte.
Akzeptanz von pflanzlichen ProteinenGemeinsames Kochen, kulturelle Inspiration, vegetarische Highlights & Probieraktionen

Erste Schritte in den Quartieren: Mittagsmenüs schrittweise anpassen, günstige und ausgewogene Gerichte (z. B. 15–18 CHF/Person) anbieten, Erlebnisse schaffen durch Probieraktionen und gemeinsames Kochen.

Fazit: Der Anlass hat gezeigt: In jedem Quartier steckt Potenzial – für Austausch, für konkrete Umsetzung und für mehr Ernährung im Alltag. Jetzt gilt: dranbleiben und gemeinsam ins 2025 starten.

Was lief? Einmachen – gut für das Klima

Einmachen ist eine einfache und wirksame Möglichkeit, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, die Umwelt zu schonen, Gemeinschaft zu stärken und etwas für die Gesundheit zu tun. 

Nachhaltig: Überschüssiges Gemüse 

Während der Hochsaison fallen oft grosse Mengen an Gemüse an, die nicht den strengen Qualitätsnormen für den Einzelhandel entsprechen und wegen kleiner Makel auf dem Feld liegen bleiben und es nicht in den Detailhandel schaffen. Einmachen bietet eine klimafreundliche Alternative: Anstatt „unperfekte“ Knollen und Früchte zu entsorgen, werden sie gesammelt und zu schmackhaften Vorräten verarbeitet. Mit gerösteten Peperoni oder blitz-fermentierten Lauch oder Gurken mit Sojasauce lässt sich der Sommergeschmack einfangen und Food Waste vermeiden.

Sozial: Ein gemeinschaftliches Erlebnis

Einmachen muss kein einsames Unterfangen sein; gemeinsam ist es effizienter und bringt Freude. Im Workshop des GZ Grünau und Treffpunkt City zeigte sich, wie viel Spass es macht, im Team grosse Mengen an Gemüse zu verarbeiten (ganze 20 kg). Im GZ Grünau hatten die Teilenehmenden so viel Freude daran, dass der Wunsch aufkam, einen regelmässigen Kreis zu gründen, um Einmachrezepte und andere Rezepte aus verschiedenen Kulturen zu teilen. So könnten spanisch eingelegte Peperoni oder türkische Karışık Turşu die Vielfalt der Geschmäcker erweitern und kulinarische Traditionen geteilt werden.

Das Schöne ist, dass die Sprache gar nicht so wichtig ist. Denn es reicht, wenn man miteinander Gemüse schnippelt. Man versteht, was man zu tun hat, und die Sprache steht nicht immer im Vordergrund. – GZ Mitarbeiterin über den Einmachkurs mit Migrant*innen.

Das gemeinsame Einmachen fördert die nachbarschaftliche Zusammenarbeit. Ein Beispiel aus dem Workshop: Zwei Frauen kamen während dem Einmachen ins Gespräch über ihre Schrebergärten kamen und möchten in Zukunft ihre Ernte teilen. 

Durch positive Erfahrungen in der Küche entsteht die Lust danach, mehr in diesem Bereich und in der Gemeinschaft zu tun – Zitat Teilnehmerin 

Gesundheit: Sicherheit geben

Einmachkurse sind wichtig, um Fehler zu vermeiden, die gesundheitsschädlich sein könnten. Viele Menschen haben Angst vor potenziellen Risiken wie Schimmel oder Lebensmittelvergiftungen. In den Kursen bauen wir ein solides Wissen über Lebensmittel-Hygiene und das richtige Lagern auf. Wir sorgen dafür, dass das Einmachen sicher gelingt und Haltbarmachen wieder zu einer Kompetenz in den Haushalten wird.

Fazit

Einmachen ist eine Tradition, die es wert ist, gepflegt zu werden.
Es bietet eine wunderbare Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, Wissen zu teilen und ist ein wertvoller Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung. 

Warum Tavolatas? Zusammen essen, lernen und geniessen!

Tavolatas sind mehr als nur ein geselliges Beisammensein – sie sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen, sich über Essen und über ihre Essgewohnheiten austauschen und Neues ausprobieren. In einer Zeit, in der nachhaltige Ernährung und ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln immer wichtiger werden, bieten unsere Tavolatas eine hervorragende Gelegenheit, die Grundprinzipien der Planetary Health Diet (PHD) kennenzulernen.  Indem wir gesunde und nachhaltige Gerichte kochen und geniessen, machen wir eine nachhaltige Ernährung einfach erlebbar. Eine Änderung unserer Ernährungsgewohnheiten kann dazu beitragen, den Klimawandel zu verlangsamen. Und was für den Planeten am gesund ist, ist auch für den Menschen gesund.[1]

Während der Tavolata geben unsere Multiplikator:innen Hintergrundinformationen zur Nachhaltigkeit der einzelnen Lebensmittel an die Quartierbewohner:innen weiter z.B. woher die Lebensmittel stammen. Durch den Austausch und das gemeinsame Kochen sensibilisieren wir für nachhaltige Ernährung, und fördern ein Miteinander, das auf Achtsamkeit und Wertschätzung basiert. 

Tavolata im GZ Riesbach

Die Tavolata im GZ Riesbach im August war ein Festmahl und ein Markt der Akteur:innen, an dem Gross und Klein entdecken konnten, wer hinter der Tavolata steckt.  An den verschiedenen Marktständen gab es 

Währenddessen kochte Miriam Monari, die für ihre umweltbewusste Küche bekannt ist, ein vegetarisches Menü mit frischem Gemüse direkt vom Feld von Pura Verdura und Trockenprodukten von Crowd Container (Mandeln, Gewürze und Pasta aus alten Weizensorten), das den Empfehlungen der PHD entsprach: die Hälfte des Tellers mit Gemüse füllen, Vollkornprodukten und alte Weizensorten bevorzugen und den Konsum von tierische Produkten reduzieren.

Mehr als 60 Personen nahmen an dieser Veranstaltung teil, die nicht nur den Gaumen erfreute, sondern auch das Bewusstsein für nachhaltige Ernährung schärfte. 

Tavolata im GZ Bachwiesen

Im September fand im GZ Bachwiesen die zweite Tavolata statt, die wir zusammen mit Profikoch Andi Handke (Gastro Futura) und der Klimagruppe 9 organisierten. Aus bunt gemischten geretteten Lebensmitteln von The Goods Club und dem Foodsave Markt wurde eine reichhaltige und abwechslungsreiche Tavolata kreiert, die den Empfehlungen der Planetary Health Diet (PHD) entsprach. Im Fokus stand bei dieser Tavolata das Thema Food-Save!

Andi’s Weisheiten: «Mehr Vollkorn bedeutet, weniger Food Waste. Denn beim Weissmehl wird nur das Innerste des Weizenkorns genutzt und der essbare Rest dem Tierfutter beigemischt. Weniger Food Waste bedeutet, essbare Lebensmittel für den menschlichen Verzehr vollständig zu brauchen»

10 kg Gemüse – darunter Karotten, Salat, Romanesco, Basilikum und Tomaten – stammten vom Foodsave Markt. Dieser Markt verkauft jeden Mittwoch eine Tonne überschüssiger Lebensmittel vom Engros-Markt, dem Umschlagplatz für Gemüse- und Obstimporteure. Das Bio-Gemüse wird wegen Schönheitsfehlern und fehlerhafter Stichproben nicht verkauft und bleibt liegen. Deshalb hat sich der Lebensmittelimporteur Jehle mit «die Cuisine» und dem FOGO Areal zusammengetan, um jeweils mittwochs 1 Tonne Lebensmittel vom Engros-Markt vor dem Abfall zu retten (pro Woche fallen dort ca. 33 Tonnen Lebensmittelabfälle an). Damit setzt Jehle ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung und ermöglicht unter anderen sozial benachteiligten Menschen im FOGO Areal den Zugang zu günstigen, guten und frischen Lebensmitteln.

Neben Gemüse gab es auch Trockenprodukte von The Goods Club wie gehacktes Erbsenprotein und getrocknete Apfelstücke. Die Lebensmittel von The Goods Club können aufgrund von Überbestellungen der Grosshändler (es wird mehr Waren bestellt, als tatsächlich benötigt oder verkauft wird), der kurzen Haltbarkeit der Produkte oder Sortimentsbereinigungen nicht mehr im regulären Einzelhandel verkauft werden, obwohl sie noch geniessbar sind. Im Pop-up-Store im Triemli erhalten diese Restposten eine zweite Chance.

Unter der Anleitung von Andi zauberten die Teilnehmer*innen eine 

  • köstliche Erbsenprotein-Gemüse-Bolognese (PHD: Hülsenfrüchteanteil in der Ernährung erhöhen!), 
  • dazu Melone mit Salz und Pfeffer sowie gebratene Pimientos de Padrón nach spanischer Art (PHD: 1/2 des Tellers Gemüse!) ,
  • und einen salzigen Gemüseporridge (PHD: weniger stärkehaltige, einfache Kohlenhydrate!). 

Eine lange gedeckte Tafel mit Kerzenlicht und 25 hungrigen Menschen rundeten den Abend mit einem (für viele!) überraschend leckeren, rein pflanzlichen Festmahl ab.

Aussicht: Die Klimagruppe 9 organisiert regelmässig Spaziergänge für eine nachhaltige Zukunft im Kreis 9. Die nächste findet am 8. November 2024 statt, zwei Fachexpert*innen zeigen auf, was die Stadt Zürich auf dem Weg zu Netto-Null unternimmt.Darüber hinaus plant die Klimagruppe 9 ein Food Festival im Mai 2025 im GZ Bachwiesen, auf das wir uns schon jetzt freuen! Möchtest du mithelfen, dann melde dich bei klimagruppe9@bluewin.ch.


[1] Bui, L. P., Pham, T. T., Wang, F., Chai, B., Sun, Q., Hu, F. B., … & Willett, W. C. (2024). Planetary Health Diet Index and risk of total and cause-specific mortality in three prospective cohorts. The American Journal of Clinical Nutrition.

Was lief? Foodsave Parcours

Der Foodsave-Parcours fand dieses Jahr im GZ Wollishofen und im GZ Schindlergut statt und lockte viele neugierige Besucher:innen an, darunter auch Kinder.

1. Probier-Stand: Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)

Am Probierstand mit Lebensmitteln mit überschrittenem MHD konnten die Teilnehmenden eine Auswahl von Lebensmitteln mit abgelaufenem MHD probieren, darunter Lollipops, M&Ms, Zweifel Paprika Chips, Smarties und Kinder Bueno (von der Schweizer Tafel). Die Smarties waren etwas härter, die Kinder Buenos blasser und die Chips weniger knusprig.

Ein zentrales Lernziel des Probier-Stand war es, den Teilnehmenden zu zeigen, dass Lebensmittel, die das MHD überschritten haben, nicht automatisch ungeniessbar sind. Der Stand bot einen sicheren Ort, abgelaufene Produkte mit allen Sinnen zu probieren.  Probieren macht Spass und schärft gleichzeitig das Bewusstsein für die Vermeidung von Foodwaste zu Hause.

2. Kühlschrank-Spiel: Informationen über die richtige Lagerung von Lebensmitteln

Hier lernten die Teilnehmenden, ob Kartoffeln, Karotten, Tomaten und Co. in den Kühlschrank gehören oder nicht. Ein häufiges Thema war die Lagerung von Kartoffeln, die bekanntlich nicht in den Kühlschrank, sondern in eine dunkle und trockene Speisekammer gehören, damit sie nicht vorzeitig keimen. Erstaunt waren viele, dass auch Tomaten und Gurken nicht unbedingt gekühlt werden müssen, da sie sonst Feuchtigkeit und Geschmack verlieren. Letzteres führte zu lebhaften Diskussionen über die unterschiedlichen Lagerbedingungen zu Hause. Tipps, dass Karotten länger knackig bleiben, wenn sie in Wasser gelegt werden und dass ein grosszügiger Esslöffel Öl auf einem offenen Pesto ausreicht, um Schimmelbildung zu verhindern, wurden positiv aufgenommen.

Diese praktischen Tipps wurden nicht nur den Erwachsenen vermittelt, sondern auch die Kinder wurden aktiv einbezogen und konnten lernen, wie man Lebensmittel richtig lagert. Durch die Interaktivität des Spiels und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurden die Gespräche vertieft und die Lerninhalte besser verankert.

3. Klimafussabdruck

Beim Klimafussabdruckspiel waren die meisten überrascht, welche Auswirkungen tierische Produkte auf die Umwelt haben. Dass alle tierischen Produkte einen größeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen als pflanzliche Produkte, sorgte für erstaunte Gesichter. Diese Erkenntnis regte zu weiteren Diskussionen an und stärkte das Bewusstsein für nachhaltige Ernährungsentscheidungen wie z.B. den Konsum von Käse zu reduzieren. 

Fazit

Der Foodsave-Parcours war mehr als nur ein Postenlauf, er war eine wertvolle Gelegenheit zum Wissensaustausch und zur Sensibilisierung für nachhaltige Ernährung. Die Gespräche dauerten oft länger als 20 Minuten. Je länger die Gespräche dauerten, desto tiefer gingen sie, was die Wirksamkeit des Formats erhöhte. Die interaktiven Stationen informierten nicht nur über Lebensmittelverschwendung und die Auswirkungen von Lebensmitteln auf die Umwelt, sondern gaben auch praktische Tipps für den Alltag. Die Begeisterung der Teilnehmenden und das rege Interesse an den Themen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, nachhaltige Praktiken zu fördern.

Was lief? Zürich lernt.

Zürich lernt – das Festival, in der zahlreiche Quartierbewohner:innen die Ärmel hochkrempeln und ihr Wissen weitergegeben. Vom 16. bis 22. September fanden in über 10 GZ mehr als 250 Kurse in unterschiedlichen Formaten mit über 2’500 Anmeldungen statt. Dialog im Quartier war mit 4 Veranstaltungen vertreten.

Capuns wickeln im GZ Heuried

Romano Zaugg (Kunstvermittler) und Dubravka Vrdoljak (Dialog im Quartier) zeigten 16 Teilnehmer:innen, wie ein traditionelles Büdner Gericht mit pflanzlichen Zutaten nachgekocht werden kann und in dieser Form die nachhaltigen Ernährungsziele erreicht. Viele Teilnehmer:innen hatten sich schon Gedanken über ihre Ernährung gemacht, aber niemand kannte das Konzept der Planetary Health Diet. Nachdem der Teig für die Capuns angerührt und mit Kräutern, getrockneten Tomaten und gewürfeltem Gemüse verfeinert war, bekamen alle einen leeren Teller, auf den sie ein Gericht aus ihrer Kindheit malen sollten. Ziel war es, die Gerichte aus der Kindheit so abzuwandeln, dass sie mit neuen Zutaten der Planetary Health Diet entsprechen. Inspirationen lieferten die mitgebrachten Kochbücher (Greentopf, Klimatopf, Iss dich grün, Plastiksparbuch), Informationsmaterialien (Nachhaltige Ernährung von A bis Z, “Wie viel Regenwald passt auf dieses Brot”) und – besonders wertvoll – die Gespräche in den Gruppen. 

Plfanzliche Proteinquelle? Ich mag besonders Tempeh! Musst du probieren!”

Blatt für Blatt, Capun für Capun wurde gewickelt und mit pflanzlicher Sojasahne und Bouillon in den Ofen geschoben. Während wir auf das Essen warteten, füllten einige Teilnehmer eine Postkarte mit einer neuen Mikrogewohnheit aus, z.B. den Käsekonsum zu reduzieren. Danach setzten wir uns zusammen und liessen den Abend mit einem leckeren Festmahl ausklingen. 

In 4 Wochen wird die Postkarte als Erinnerung an den schönen Abend und die Mikrogewohnheiten im Briefkasten liegen.

Zum Mitnehmen: Rezepte sind wandelbar. Was nicht zu Vorrtsschrank liegt, kann ersetzt werden, z.B. Weissmehl durch Dinkelmehl, Weizenpaste durch Linsenpasta, Vollrahm durch pflanzlichen Rahm, Ei durch ein Leinsamenei, geriebener Käse durch eine geröstete, gesalzene, gehackte Nussmischung.

Food Futures im GZ Bachwiesen (English) und GZ Schindlergut

Food Futures ist ein Workshopformat von Green Up. 15 Teilnehmer:innen nahmen an dem Workshop teil, der an zwei Tagen und in zwei GZs statt fand. Die Teilnehmer:innen waren motiviert und zeigten ein starkes Bewusstsein für gesunde Ernährung und den unterschiedlichen Ressourcenbedarf von Lebensmitteln. In beiden Workshops war das Interesse an der Planetary Health Diet gross, obwohl die meisten Teilnehmer:innen noch nie davon gehört hatten. Die kreative Übung, bei der die Teilnehmer:innen ihre Lieblingsmenüs im Sinne der Planetary Health Diet malen sollten, förderte die Motivation, diese Konzepte in den Alltag zu integrieren. Der Austausch über die neue Schweizer Lebensmittelpyramide schuf Raum für spannende Diskussionen, in denen die Teilnehmer:innen Unterschiede zur PHD entdeckten, wie z.B. die Empfehlung für Milchprodukte pro Tag (CH: 2-3 Portionen/Tag vs. PHD: 1 Portion/Tag).

Die Offenheit und Teilnahme der Teilnehmer:innen zeugte von ihrem Wunsch, mehr über nachhaltige Ernährung zu lernen und ihr Wissen aktiv im Alltag umzusetzen.

Essgeschichten im GZ Heuried

Bei den „Essgeschichten – ein Rundgang durch Quartier“ erkundeten 25 Teilnehmer:innen das Quartier, lernten neue Einkaufsmöglichkeiten kennen und diskutierten über ihre Einkaufsgewohnheiten, was zu einem regen Austausch über nachhaltige Lebensmittelwahl führte. 

Wo kaufst du ein? Und warum?

“Meistens bei Coop oder Migros, weil das gleich um die Ecke liegt”

Die Besuche der jüdischen Bäckerei Ma’adan, des Mitgliederladens Rampe 5 und des Madame Frigo Kühlschranks an der Kalkbreite erweiterten das Wissen über das vielfältige Einkaufsangebot und die verschiedenen Formen von Lebensmittelkooperationen (POT Netzwerk), während die Verkostung lokaler Produkte das Erlebnis abrundete (z.B. von köstlichen schweizer Haselnüssen). Vor allem die Geschichten der Betreiber:innen und die Präsentation der Lebensmittel inspirierten die Teilnehmer:innen, sich auf neue Wege beim Einkaufen einzulassen und ihre Gewohnheiten zu überdenken.

Die Teilnehmer:innen waren begeistert von den neuen Erkenntnissen und Möglichkeiten, was das GZ Heuried motivierte, den Essgeschichten-Spaziergang in Zukunft langfristig zu etablieren, um den Austausch über lokale Einkaufsmöglichkeiten weiter zu fördern.

Food Waste zu Hause

Fast 1/3 des Foodwaste in der Schweiz entsteht im Haushalt[1]. Die Kehrichtsackanalyse 2023 des Bundesamts für Umwelt[2] zeigt, dass die biogenen Abfälle mit 35.4 % den grössten Gewichtsanteil ausmachen. Spitzenreiter sind Rüstabfälle (22.9 kg pro Person pro Jahr). 

Anhand von Bildern der Kehrichtsortierung zeigte sich, dass ca. 20-30% der Lebensmittelverluste bei den Rüstabfälle vermeidbar wären. Hierzu gehören z.B. Brokkoli-Stängel, Kartoffel- oder Karottenschalen. Die anderen Kategorien (Fleisch, Fisch, Früchte, Gemüse, Getränkeflüssigkeiten und übrige Lebensmittel) umfassen 18.4% der Lebensmittelverluste und wären vollständig vermeidbar. Der Gesamtanteil der vermeidbaren Lebensmittelverluste im Abfallsack liegt grob bei etwa 23% oder etwa 34 kg pro Person pro Jahr. 

Rückblick: Ausstellung im Wartsaal Wipkingen

Vom Markt, der samstags und dienstags auf dem Röschibachplatz stattfindet, sind es nur wenige Meter bis zum Bahnhof Wipkingen. Dort befindet sich der Wartsaal, wo vom 7. bis 16. Juni 2024 eine Kunstausstellung zum Thema «ADO & AGE ART3 goes SDG are we ? – Wie agieren wir nachhaltig, planetar und g’sund für alle?» stattfand. 

Klimaplausch, eine Gruppe von Studierenden, füllte eine ganze Wand mit Beispielen, wie im eigenen Haushalt Veränderungen möglich sind, um Lebensmittelverluste zu reduzieren und regte zum mitmachen an. Unter anderem beim Kühlschrankspiel, dass zeigt wie sich die Kühlschranktemperatur verändert: «Bei welchen Temperaturen sind Tomaten, Milch und Käse besonders lange haltbar?». Oder dem Saisonal Spiel: «Wann wachsen Erdbeeren, Trauben und Brokkoli in der Schweiz auf dem Feld? Wann im Gewächshaus und wann im beheizten Gewächshaus?»

Saisonal Spiel im Einsatz.

Im Dialog mit Besucher: innen tauchte immer wieder die Frage nach der Reichweite der eigenen Handlungsfähigkeit auf: “Bringen Verhaltensveränderung auf der individuellen Ebene überhaupt etwas? Eigentlich muss doch da die Politik daran arbeiten. Es braucht einen systemischen Wandel.“

Unsere Antwort: Natürlich ist die Wirkung auf individueller Ebene viel weniger spürbar als auf der systemischen Ebene. Trotzdem zwingt zivilgesellschaftliches Engagement die Politik dazu, etwas zu tun, und stosst Veränderungen an. 

Die systemische Empfehlung der Kehrichtanalyse ist das Angebot von Grünabführen in den städtischen Gemeinden zu erhöhen, um die wertvollen biogenen Abfälle zu verwerten. Dies erfordert eine entsprechende Infrastruktur und Logistik, vermindern aber nicht die Menge an vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Im eigenen Haushalt können vermeidbare Lebensmittelabfälle reduziert werden, indem Lebensmittel im Kühlschrank oder Vorratsschrank richtig gelagert werden und nicht mehr vergessen gehen.

Eine Nachbarin stellt nach der Ausstellung fest: «Ich nehme mir vor, meinen Kühlschrank mindestens einmal pro Woche aufzuräumen. Lebensmittel von ganz hinten kommen nach vorne, wie z.B. meine angebrochenen Pestos»

Unser Tipp: Informier dich über das Grünabfuhr-Angebot in deiner Gemeinde und schreib auf darauf, welche Lebensmittel du vor der Tonne rettest z.B. mit dem Food Waste Protokoll. 


[1] Was ist Food Waste? – foodwaste.ch. (2024, April 8). foodwaste.ch. https://foodwaste.ch/was-ist-food-waste/

[2] Winzeler, R., Wicki, A., Burckhardt, C., Anrig, S., Hügi, M., Ziörjen, R., & Schröter, L. (2023). Bericht zur Erhebung der Kehrichtsackzusammensetzung 2022. In Bundesamt Für Umwelt (pp. 2–124). Bundesamt für Umwelt.

Rückblick: Kühlschrank im Rütihof

10% des Food Waste in der Schweiz entsteht im Detailhandel[1], weil frische Lebensmittel am Ende des Tages in den Regalen liegen bleiben oder Produkte das Verkaufsdatum überschritten haben. 

Diese Lebensmittel müssen aus den Regalen entfernt werden, damit frischere Lebensmittel ihren Platz einnehmen können und der Lieferketten-Ryhtmus nicht unterbrochen wird. Wohin mit den Lebensmitteln, die nicht verkauft werden können, aber aus den Regalen entfernt werden müssen? 

Welche Strategien gibt es, um Lebensmittel vor der Tonne zu retten?

Rückblick: Kühlschrank – Eröffnungsfest Madame Frigo

28. Juni 2024. Eine kleine Gruppe engagierter Quartierbewohner: innen trifft sich im Rütihof, dem 2. Standort des GZ Höngg. Sie kennen sich gut und sind im Quartier gut vernetzt. Sie zeigen einander stolz, was sie in den letzten Tagen alles retten konnten: viel Gemüse, viel Brot, Süssgebäck und ein mysteriöses, sehr schweres Brötchen in Form eines Fussballs. Das Buffet ist reich an vorbereiteten Speisen. Am meisten Aufmerksamkeit zieht ein grüner Aufstrich auf sich. 

Die Nachbarin erzählt: «Ich habe die geretteten grünen Bohnen zuerst gekocht und in einem anderen Topf rohe Zwiebeln, Knoblauch, Haselnüsse und Koriander zusammengemischt. Danach habe ich die gekochten Bohnen dazugegeben, alles miteinander püriert, noch etwas weiches Brot dazugegeben und mit Essig und Salz abgeschmeckt. Das Rezept habe ich über Google gefunden. Es stammt aus Georgien.»

Im Rütihof wurde and diesem Abend der 150. Kühlschrank von Madame Frigo eingeweiht. Mit öffentlichen Kühlschränken bietet Madame Frigo der Schweizer Bevölkerung eine praktische und einfache Handlungsmöglichkeit, den eigenen Food Waste zu reduzieren. Lebensmittel aus dem Detailhandel können in diesen Kühlschränken deponiert werden. In Zürich gibt es insgesamt 21 Stück. Vielleicht liegt auch einer in deiner Nähe und du kannst auf dem Nachhauseweg, kurz reinschauen und dir etwas mitnehmen.


[1] Was ist Food Waste? – foodwaste.ch. (2024, April 8). foodwaste.ch. https://foodwaste.ch/was-ist-food-waste/

Wie wir die Folgen ungesunder Ernährung messen

Ungesunde Ernährung macht sich nicht sofort bemerkbar. Eine halbe Tafel Milchschokolade am Tag oder fünf Mal Take-Away in der Woche machen sich erst nach Jahren bemerkbar. Meistens im mittleren Alter, wenn die ersten gesundheitlichen Probleme auftreten. Wir alle brauchen Nahrung zum Leben, aber zu wenig, zu viel oder die falsche Ernährung haben negative Folgen für die Gesundheit. Durch Krankheit geht Lebensqualität verloren und das Leben verkürzt sich. Die Messung wird durch DALYs beschrieben.

Was sind DALYs?

Um die Belastung einer Krankheit in einer Bevölkerungsgruppe einzuschätzen oder die Auswirkungen zweier Krankheiten miteinander zu vergleichen, werden DALYs benutzt. 

DALYs bedeutet «Disability-Adjusted Life Years” (verlorene gesunde Lebensjahre) und ist ein Synonym für die Krankheitslast. DALYs setzen sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen:

  • Years of Life Lost (YLL): durch vorzeitigen Tod verlorene Lebensjahre.
  • Years Lived with Disability (YLD): Lebensjahre, in denen ein Mensch mit Krankheit oder Einschränkung lebt.

Der DALY-Wert ist die Summe von YLL und YLD: DALY = YLL + YLD

Hohe DALY- Werte bedeuten für ein Individuum eine kurze Spanne an gesunden Lebensjahren und in der Bevölkerung eine hohe Krankheitslast. 

Wenn es um Ernährung geht, ist die Zahl der Todesfälle hoch: 2017 waren es 11 Millionen Todesfälle und 255 Millionen DALYs, die auf eine ungesunde Ernährung, zurückzuführen sind und vermeidbar wären.[1]

In Europa sind chronische, nicht übertragbare Krankheiten, die grösste Krankheitslast. Am häufigsten kommen kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs und psychische Störungen vor. Die DALYs in Europa hängen vom individuellem Lebensstil ab, also von der Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum und Bewegungsmangel. Deshalb setzen öffentliche Gesundheitsinitiativen vor allem auf Prävention, um die Krankheitslast zu reduzieren.

Individuen können ihre potentiellen DALYs, die auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen sind, durch neue Essgewohnheiten reduzieren.

Unser Tipp: Wenn möglich, hochverarbeitete ready-to-eat Produkte vom Speiseplan streichen und durch weniger verarbeitete Produkte oder Vollwertkost ersetzen. 

Hintergrund:

DALYs werden kontinuierlich angepasst. So ist der DALY – Wert von Typ-2- Diabetes von 2000 (38’481’984) – 2019 (70’410’766) um mehr als 80% gestiegen.[2] Ungesunde Ernährung trägt 35% zu diesem Wert bei.[3]

Wenn man weiss, durch welche Lebensgewohnheiten, Krankheiten mit hoher DALY-Belastung entstehen, kann das öffentlichen Gesundheitswesen oder die Politik besser einschätzen, wie begrenzten Ressourcen am sinnvollsten eingesetzt werden sollen. Es kann besser geplant werden, wo angesetzt wird, um Krankheiten vorzubeugen oder wie Bevölkerungsgruppen gesund gehalten werden können.

Die Daten für die Berechnung der DALYs stammen aus verschiedenen Quellen, z.B. von der WHO, Nationale Gesundheitsdatenbanken und aus Befragungen, Forschungsstudien oder Krankheitsregistern. Die Kombination aller Datenquellen ermöglicht es, umfassende und genau Schätzungen der Krankheitslast in der Bevölkerung in Form von DALYs zu erstellen. 


[1] Walker, C., Gibney, E. R., Mathers, J. C., & Hellweg, S. (2019). Comparing environmental and personal health impacts of individual food choices. Science of the total environment685, 609-620.

[2] Global health estimates: Leading causes of DALYs. (n.d.). https://www.who.int/data/gho/data/themes/mortality-and-global-health-estimates/global-health-estimates-leading-causes-of-dalys

[3] Health Promotion Knowledge Gateway. (n.d.). Estimated percentage of disability-adjusted life years, listed by disease, attributable to diet-related risk factors in the EU in 2019 | Knowledge for policyhttps://knowledge4policy.ec.europa.eu/health-promotion-knowledge-gateway/estimated-percentage-disability-adjusted-life-years-listed_en

Spargel ohne Food Waste

Aus einem Bund weissen Spargel lassen sich drei Gerichte machen: Wir schälen die Spargelstangen und frieren die Schalen ein. Daraus lässt sich einige Tage später eine Spargelsuppe kochen, z.B. nach diesem Rezept https://utopia.de/ratgeber/spargelsuppe-aus-schale-ein-einfaches-rezept_89492/

Die geschälten Spargelstangen ergeben das Hauptgericht. Dazu werden die geschälten Spargelstangen in etwas Salzwasser weich gekocht. Das Spargel-Kochwasser nicht wegschütten, sondern ebenfalls zu einer Spargelsuppe weiterverarbeiten.

Wem zwei Mal Spargelsuppe zu viel ist, der kocht zuerst die Schalen aus und nimmt das Kochwasser danach zum Weichkochen der Spargelstangen und bereitet daraus die Spargelsuppe https://www.daskochrezept.de/rezepte/spargelsuppe-aus-spargelwasser zu.

Es gilt: Nur saisonalen und regionalen Spargel kaufen!

Keine Flugtransporte beim grünen Spargel: https://deinquartiernachhaltig.org/2021/06/03/was-ist-die-okobilanz-von-spargel-im-marz/

Spargel aus der Schweiz gibt es in der Regel ab Ende April zu kaufen. Spargel aus Spanien findet sich ab Ostern im Supermarkt, musste aber stark bewässert werden und weist deshalb eine hohe Umweltbelastung aus. Um konkurrenzfähig zu bleiben, wird auch früher Spargel aus der Schweiz ab Anfang April verkauft. Hier kann es sein, dass die frühe Ernte durch eine Feldbeheizung erreicht wurde: https://schmitterhof.ch/nachhaltigkeit/

Der Fussabdruck der Zuchtpilze

Immer wieder werden wir gefragt, wie der ökologische Fussabdruck von Pilzen in den Dimensionen der Planetaren Grenzen ist. Gerne verweisen wir hier die sehr gut recherchierten Informationen von Biovision zum Thema Pilze (Seite 11).

Weil bei vielen Zuchtchampions Torf aus Mooren als Substrat für den Anbau verwendet wird, schneiden Pilze aus dieser Anbauform schlecht in den Dimensionen Biodiversitätsverlust, Bodenzerstörung, schädliche Landnutzung und Klimaerwärmung. 

Merke: Zuchtpilze für deren Anbau andere Substrate verwendet werden, z.B. Nebenprodukte der landwirtschaftlichen Produktion wie Stroh oder Sägespäne oder Konsumabfälle wie Kaffeesatz schneiden sehr viel umweltverträglicher in ihrem Klima-Fussabdruck und bezüglich Landnutzung und Bodenzerstörung ab. Auch in Zürich gibt es Produzenten, die Pilze umweltverträglich und lokal produzieren – es lohnt sich also genau hinzuschauen.